1. Die Ausbildung
  2. Führerschein
  3. Einweisungen
  4. Das Wachenleben
  5. Die Einsätze
  6. Volunta
  7. Die Kosten

Wie ihr vielleicht schon erfahren habt, habe ich in 2012 ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Deutschen Roten Kreuz als Rettungshelfer (RH) absolviert. Ich möchte hiermit denjenigen die auch am überlegen sind ein FSJ zu machen hiermit gerne eine Entscheidungshilfe geben. Ich selber habe es nicht bereut, dass ich ein FSJ gemacht habe, auch wenn ein paar Dinge anders gelaufen sind, als es geplant war. Ich kann jedoch sagen das ich, wenn ich jetzt noch mal vor der Entscheidung stände mich gegen ein FSJ entscheiden würde.

An sich finde ich die Idee des FSJ´s eine gute und lobenswerte Idee. Junge Leute werden im Sozialen Bereichen eingesetzt und lernen viele Dinge, die man sonst nie zu Gesicht bekommen würde. Das Problem dabei ist nur, dass man von den meisten Trägerstellen (also die für die man im Endeffekt arbeitet) als einfache billige Arbeitskraft gesehen wird. Das geht teilweise sogar soweit dass Arbeitsplätze auf die eigentlich eine Festangestellte Kraft gehört dauerhaft mit FSJ´lern aufgefüllt werden. Deswegen sollte man sich im klaren sein das man als FSJ´ler nicht überall willkommen ist. Ebenso wenig darf man viel Anerkennung für seine Leistung erwarten.

Die Ausbildung

Um im Rettungsdienst arbeiten zu können, braucht man derzeit hier in Hessen mindestens die Qualifikation den Rettungshelfers. Diese lässt sich durch vier Wochen Rettungsdienst Schule sowie ein zweiwöchiges Klinik- und Rettungswachenpraktikum erreichen. Nach sechs Wochen hat man also den Rettungshelfer. Da diese Qualifikation schon ausreicht um einen Rettungswagen als zweiter Mann zu besetzen war das auch schon das Ende der Fahnenstange, was meine Einsatzstelle mir gezahlt hat. Zur Qualifikation des Rettungssanitäter (RS) fehlen noch zwei weitere Wochen Klinikpraktikum, welche ich in meinem Urlaub machen durfte und zwei weitere Wochen Wachenpraktikum, die man aber getrost unter den Tisch fallen lassen kann, denn wenn man das FSJ abschließt ist man schließlich genug auf der Wache gewesen und hat Erfahrungen gesammelt. Als Drittes fehlt dann noch die Abschlusswoche, für welche ich zwar Sonderurlaub von meiner Einsatzstelle gewährt bekommen habe, aber dennoch musste ich die Kosten (ca. 360€+RP Gebühr 70€+ Fahrtkosten) dafür selber tragen. Man kann sich natürlich nun fragen warum ich oder ihr den RS machen solltet? Das liegt ganz einfach daran, dass der RH nach zwei Jahren verfällt und man dann ohne alles da steht. Der RS hingegen verfällt nicht, lediglich die Rettungsdienst(RD) Fortbildungen muss man besuchen um aktiv im RD zu fahren. Es gibt zwar Einsatzstellen die einem den RS bezahlen, dies ist jedoch keinesfalls die Regel und sollte vorher eindeutig geklärt werden. Wenn man nun noch bedenkt, dass man während des FSJ´s ein Einkommen von ~400€ hat, davon eventuell eine Wohnung und sonstige Grundbedürfnisse bezahlen muss wird man recht schnell feststellen, dass die Rechnung nicht aufgeht. Zusätzlich war es bei meiner Einsatzstelle so das ich mehr oder weniger auf ein Kfz im Winter sogar ein Auto angewiesen war um auf die Ausenwachen zu gelangen.

Führerschein

Je nachdem wo ihr euer FSJ absolvieren wollt werdet ihr einen größeren Führerschein brauchen. Es gibt Rettungswachen bei denen reicht der Normale B Führerschein (3,5t) um RTWs zu fahren. Bei mir in Fulda haben die RTW´s ein Gewicht von ca. 5t gehabt, somit brauchte ich entweder den C1(bis 7,5t) oder aber den Feuerwehrführerschein bis 7,5t. Meine Einsatzstelle hat bis zu mir den FSJ´ler den C1 Führerschein mit 1000€ bezuschusst. Da bei mir nun die Möglichkeit bestand den Feuerwehrführerschein zu machen wurde diese Alternative gewählt. Sie ist deutlich billiger, da die Organisation die Fahr und Theorie Ausbildung übernimmt. Ob das so wie es bei mir gehandhabt wurde jedoch alles rechtens war steht in den Sternen. Aber auch dies ist ein Punkt, der in jedem Fall vorher besprochen werden sollte. Muss man einen zusätzlichen Führerschein machen, und falls, ja wer übernimmt, die Kosten dafür? Sowie darf man den Führerschein überhaupt machen?

Einweisungen

Im Rettungsdienst arbeitet man mit Medizinprodukten, für diese braucht man spezielle Einweisungen. Hat man diese Einweisungen nicht, macht man sich bei der Benutzung strafbar. Oft wird mit diesen Einweisungen sehr lasch umgegangen, man hat nur kurz erklärt bekommen wie es funktioniert oder so ähnlich. Natürlich geht das Ganze gut so lange nichts passiert. Jedoch sollte man sich immer im klaren sein das, wenn man ohne Einweisung ein Produkt nutzt und jemand kommt dadurch zu Schaden man selber daran schuld ist. (Die genauen Vorschriften lernt man dann sowie so in der RD Schule).

Das Wachenleben

Spätestens wenn man aktiv als zweiter Mann auf einem RTW fährt, nimmt man auch am Wachenleben teil. Für den einen ist das schön, für den anderen ist es nichts. Es hängt jedoch sehr viel von einem selber ab. Eine kleine Sache ist auf fast allen Wachen gleich und findet doch zugleich große Beachtung. Es wird von fast allen Hauptamtlichen erwartet, dass man als neuer von sich aus such unverzüglich bei ihnen vorstellt. Das kostet wohl einige Überwindung bringt einem jedoch sofort Pluspunkte ein. Falls ihr schon einen Beruf habt, werdet ihr sicher wissen, wie ihr euch zu verhalten habt, aber gerade Absolventen die Grade ihr Abitur(oder mittlere Reife) gemacht haben tun sich im Wachenleben oft schwer. Natürlich ist es nicht eure Aufgabe Kaffee für die Gemeinschaft zu kochen nur weil der der ihn leer gemacht hat mal wieder keinen neuen gekocht hat. Falls euch jemand aber höflich darum bittet, solltet es aber tunlichst unterlassen zu sagen, dass es nicht eure Aufgabe ist, oder das ihr doch gar keinen Kaffee trinkt. Meist sind es nur kleine Dinge, wie Höflichkeit, ein freundlicher Umgang sowie gegenseitiger Respekt die aber schon viel bewirken.

Ich für meinen Teil kann sagen ich habe das Wachenleben sehr genossen. Auf der Hauptwache war eigentlich immer etwas los. Auf des Ausenwachen dagegen konnte man die Zeit zwischen den Einsätzen auch wirklich nutzen. Nicht selten haben wir zusammen gekocht oder gegrillt, zusammen einen Film geschaut oder auch nur faul auf dem Sofa gelegen. Und falls man, noch was von Zuhause zu tun hat, kann man, sofern man es mitbringen kann und die Wachenaufgaben nicht zu kurz kommen, auch das erledigen.

Die Einsätze

Man darf die Einsätze auf keinen Fall unterschätzen. Man sollte sie jedoch auch nicht überschätzen. Es ist keinesfalls so das man nur Notfälle fährt, in denen es um Leben oder Tod geht. Genauso wenig ist man den ganzen Tag mit den hübschen Blauen Blinklichtern unterwegs. In Fulda auf der Hauptwache ist das Hauptgeschäft der qualifizierte Krankentransport. So gab es durchaus Wochen in der ich keinen einzigen Notfall gefahren habe. Auf den Ausenwachen hingegen fährt man selten bis nie einen Krankentransport. Was Notfälle angeht, kann keiner voraussagen, was man erlebt. Ich habe in einem Jahr über 10 Reanimationen gehabt, während Kollegen in einem Jahr keine einzige haben. Das Unfallspektrum reicht von einer kleinen Schürfwunde bis zum Crash mit einer eingeklemmten Person. Man fährt zu Patienten die wahrscheinlich keine Beschwerden haben aber unbedingt ins Krankenhaus wollen, während man die Oma mit einem ausgewachsenen Herzinfarkt erst noch überreden muss mitzufahren. Und nicht zu vergessen, man glaubt kaum, wie viele psychisch kranke Menschen herumlaufen.

Man muss also sowohl körperlich als auch persönlich sehr belastbar sein.

Volunta

Während des FSJ´s ist man bei der Volunta angestellt. Das ganze ist ein spezieller Vertrag, man selber erhält ein Taschengeld sowie eine Essenspauschale. Im Hintergrund wird aber noch in die Sozialversicherungen eingezahlt.

Die Volunta ist dafür zuständig das neben der Arbeit auf der Einsatzstelle die Freiwilligen noch 24 Seminartage besuchen. Die Seminare sind aufgeteilt in Wochen und Tagesseminare und finden in Gruppen statt. Sollte man an einzelnen Tagen fehlen, müssen diese mit Ersatzseminaren wiederholt werden. Im Rettungsdienst werden meistens komplette RD Gruppen gebildet. Das hat den Vorteil, dass man viel Themenspezifischer arbeiten kann. Die Gruppen werden von ein bis zwei Teamern betreut die meist selber aus dem RD kommen und entsprechend Erfahrung mitbringen. Jedoch dürfen die Teamer die Seminarinhalte nicht gänzlich frei bestimmen. Sie sind an ein Curriculum gebunden welches sie von der Volunta an die Hand bekommen. Innerhalb dieses Curriculums haben sie jedoch auch Handlungsspielraum. Je nach Teamer und Seminarinhalt können die Seminare total langweilig bis sehr interessant sein. Das ist allerdings meist auch ein persönliche Meinung. Ein Beispiel: Seminartag RD Gruppe: Besichtigung des Rettungszuges Kassel mit Erklärung sowie Besichtigung des Polizeihubschrauberstandortes Kassel. Seminartag Ersatz: Gespräche über Stress. Beide Tage gingen 8 Stunden, bei dem RD Tag habe ich für mich interessante Dinge gelernt und gesehen, mit dem Ersatztag hingegen konnte ich gar nichts anfangen.

Was man allerdings sagen kann, ist, dass es auch sehr stark auf die Gruppe ankommt, in der man ist. Wenn diese interessiert ist und mitspielt, kann man tolle Sachen machen und erleben. Genauso kommt es aber auch auf den Teamer an. Man kann eben Glück haben oder auch nicht.

Des Weiteren ist die Volunta auch zuständig, wenn man die Einsatzstelle wechseln möchte oder es Probleme gibt. Jeder FSJ´ler hat einen pädagogischen Berater, der für ihn zuständig ist. Sollte es Probleme geben, kann man sich dann an diesen wenden.

Die Volunta ist nebenbei auch nur für das DRK zuständig, man kann sein FSJ zum Beispiel auch bei den Maltesern (BDKJ) absolvieren.

Die Kosten

Ein FSJ Gehalt beträgt um die 400€ dabei ist das sogenannte Taschengeld sowie eine Essenspauschale. Erwachsene unter 25 Jahren können zusätzlich noch Kindergeld beantragen. Nun muss man sich überlegen: Wo man wohnt? Zu Hause oder in einer eigenen Bude Wer zahlt das Essen? Habe und vor allem brauche ich ein Auto? Wie geht es danach weiter?

Je nachdem, wie man von “Mama + Papa” unterstützt wird, kann man sich teilweise sogar gar kein FSJ leisten. Das sollte man sich auf jeden Fall vorher gut durch rechnen!

Abschließend kann ich nur sagen ein Jahr im Rettungsdienst bringt einen ungemein weiter.überlegt euch genau ob und warum ihr ein FSJ machen wollt. Es ist keinesfalls falsch eines zu machen, aber wer sagt das, wenn man in eigen Regie seinen Rettungssanitäter macht und dann für ein Jahr im RD arbeitet schlechter da steht?

Falls ihr Fragen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare oder schreibt mir eine E-Mail. Ich antworte gerne!!!

Änderung Hessiches Rettungsdienstgesetzt zum 01.01.2015

Seit dem 01.01.2015 muss ein Rettungswagen in Hessen mindestens mit einem Rettungssanitäter und einem Rettungsassistent bzw. Notfallsanitäter besetzt sein. Daher kommen die FSJ stellen nicht mehr drum herum den FSJ´lern den ganzen RS Lehrgang zu bezahlen.